Die isländische Küche
( 1 Info )
Quelle
| Ulrike G./Küchentipps |
| Die isländische Küche galt über Jahrhunderte bei vielen |
| Menschen als eklig |
| und gräuslich. Und in der Tat gab und gibt es isländische |
| Spezialitäten, die |
| einem durchschnittlichen mitteleuropäischen Gaumen eher |
| als |
| Mutprobe denn |
| als Delikatesse vorkommen. Denn man muss schon Isländer |
| oder sehr |
| hartgesotten sein, um an fermentiertem, stark nach |
| Ammoniak |
| riechenden |
| Grönlandhai (Hákarl) oder schwarzgesengte Schafsköpfe |
| (Svíð), deren Augäpfel |
| unter alten Isländern als besonders köstlich gelten, |
| Gefallen zu finden. Aufgrund seiner speziellen Lage am |
| nördlichen Polarkreis hat Island nicht |
| viel an einheimischen Nahrungsmitteln zu bieten. Das |
| einzige Säugetier, das |
| die Wikinger bei ihrer Besiedlung Islands im 9. und 10. |
| Jahrhundert |
| vorfanden, war der Polarfuchs. Alles andere wie Schafe, |
| Kühe, Ziegen, |
| Hühner, Getreide, Kartoffeln, Gemüse und Früchte mussten |
| über lange Seewege |
| herangeschafft werden. Und da Getreide und Gemüse im |
| kalten |
| Klima Islands |
| kaum wuchsen und sich selten Handelsschiffe in den hohen |
| Norden verirrten |
| war das Leben der Isländer über mehrere Jahrhunderte |
| hauptsächlich vom |
| Hunger geprägt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass |
| die |
| Isländer |
| hauptsächlich darauf bedacht waren, ihre Lebensmittel zu |
| konservieren, so |
| dass sie auch nach Monaten noch essbar waren. Die |
| traditionelle isländische |
| Speisekarte beschränkte sich daher hauptsächlich auf drei |
| Zutaten: |
| Stockfisch, Kyr, eine Art Frischkäse aus, und alles, was |
| der Hammel an |
| Essbarem liefern konnte. Auch Gewürze waren so gut wie |
| nicht vorhanden und |
| daher quasi unbekannt. |
| Erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann der rasche |
| Aufstieg der |
| isländische Küche zu einer der abwechslungsreichsten |
| Küchen, |
| die es derzeit |
| in Nordeuropa gibt. Mutige Köche begannen aus den |
| einheimischen Zutaten wie |
| Fische und Meeresfrüchte, Pilze, Beeren, Rentier und Lamm |
| und importierten |
| Gemüsen und Früchten, Gewürzen und Kräutern, eine |
| aufregende Küche zu |
| entwickeln, die den Vergleich mit anderen internationalen |
| Küchen nicht mehr |
| zu scheuen braucht. |
| Eine kleine Kuriosität am Rande: Da viele Zutaten erst |
| seit |
| wenigen |
| Jahrzehnten in Island bekannt sind, mussten für viele |
| Lebensmittel neue |
| isländische Namen erfunden werden. So heisst bspw. der |
| Broccoli auf |
| isländisch "Spargelkohl" (pergilkál), Eisbergsalat heiss |
| "Gletschersalat" |
| (jöklasalat) und die Avocado "Lorbeerbirne (lárpera). |
- Erfasst von Therese Fleßner am 08.04.2009